Casemanagement für gut Qualifizierte erzielt Wiedereingliederungsquote von 76 %

In Anlehnung an die „seven principles“ des kanadischen Instituts für Arbeit und Gesundheit (IWH, 2007) wurde in dieser grossen Organisation mit mehreren Tausend Mitarbeitenden die Wiedereingliederungskultur für langzeitkranke Mitarbeitende untersucht, unter der Annahme, dass je stärker diese integrative Kultur ist,
umso kürzer die Absenzen, umso niedriger die Krankentaggeldzahlungen,
umso geringer die Differenz zwischen Arbeitspensum vor bzw. nach der Krankschreibung und
umso höher die subjektive Arbeitsfähigkeit, Arbeits- und Lebenszufriedenheit.
Die Wiedereingliederungskultur wurde mithilfe folgender Fragen an die im Casemanagement betreuten Mitarbeitenden gemessen:
1. Wurden den erkrankten oder verunfallten Mitarbeitenden für ihre Rückkehr in den Arbeitsprozess erleichterte Arbeits­bedingungen angeboten?
2. Ist der Arbeitgeber nach Beginn der Erkrankung auf den/die Mitarbeitende zugegangen?
3. Hatten andere Mitarbeitende Nachteile durch die Wiedereingliederung einer Kollegin / eines Kollegen?
4. Wie wurden die Langzeitkranken vom Casemanagement bei der Rückkehr in den Arbeitsprozess unterstützt?

Es zeigte sich, dass nur etwas mehr als der Hälfte der 52 Befragten erleichterte Arbeitsbedingungen angeboten wurden. Diese Möglichkeit wurde von den meisten auch genutzt, so dass zwei Jahre nach Beginn der Erkrankung 76 % der Befragten wieder zurück im Arbeitsprozess waren. Der durchschnittliche Beschäftigungsgrad nach Abschluss der Betreuung durchs Casemanagement betrug ca. 2/3 des ursprünglichen Pensums (von ursprünglich 76 % auf 51 %). Nachteile für KollegInnen wurden keine berichtet.
Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass nur ca. die Hälfte der Befragten während ihrer Krankschreibung Kontakt zu KollegInnen oder ihren Vorgesetzten hatte – dies weist auf ein noch erhebliches Integrationspotential hin.
Die Arbeits- und Lebenszufriedenheit sowie die subjektive Arbeitsfähigkeit wird auf einer 10-Punkte-Skala zwischen 7 und 8 eingestuft. Diese subjektive Arbeitsfähigkeit liefert auch gute Vorhersagewerte für die Pensumsdifferenz vor und nach der Erkrankung: je höhe die selbst eingeschätzte Arbeitsfähigkeit,
– umso geringer die Differenz und
– umso höher das Pensum nach der Krankheit.

(Quelle: Nibel & Stadtmann: Zeit heilt Wunden. SPV 2011 (5), pp.92-93).

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